Falk Dübbert

Gleich zwei Top-Ten-Stürme innerhalb von 60 Stunden suchten das Haus meiner Eltern heim und bereits der erste Sturm war für den vorletzten hohen Baum im Garten zuviel. Ich konnte den Baum am Ende es ersten Sturms nur sichern. Zwischen den Stürmen war ein Zeitfenster von zwei Stunden, in der die Windgeschwindigkeit in 10m Höhe unter 30km/h fiel.

Zwei Stunden. Davon eine mit Tageslicht.

Wer schon mal größere Bäume gefällt hat, kennt den Vorgang: Man arbeitet einen Keil heraus und geht am Ende parallel mit dem Schwert der Kettensäge nach vorn bis man Bewegung im Stamm bemerkt. Dann geht man aus dem Gefahrenbereich und ruft „BAUM FÄLLT!“. In der Regel kommt dann ein Rauschgeräuch und 50 Jahre Baum liegen vor einem.

Das ist der Fall, wenn der Sturm den Baum nicht bereits in Schräglage versetzt hat. Ich werde keine Anleitung zeigen, wie man Seithänger fällt. Denn sowas ging schon mal schief.

Mein Ablauf war der, dass ich mit dem Hochentaster die Äste zum Haus hin soweit wie ich konnte entfernte. Am Ende landeten alle vier Stämme in der gewünschten Richtung. Ein weiteres Ortgangblech fand den Weg zum Boden, aber weder das Dach des Nachbarn noch dessen (von ihm) heißgeliebter Zaun waren am Ende beschädigt.

Ich habe eigentlich keine Verantwortung für den Baum und ein Sturm ist immer höhere Gewalt. Aber trotzdem gibt es ein hier und ein jetzt, in dem man das Richtige tun muss.

Die bequeme Entscheidung den Baum wegen seiner Nähe zum Haus stehen zu lassen, biss mir in den Allerwertesten, da er keinen Windschutz mehr hatte. Der Aufwand für mich war am Ende höher und ich musste in einer unangenehmen Weise reagieren.

Die bequeme Entscheidung sich in Europa „unter Freunden“ zu wähnen und die Sicherung der territorialen Integrität, immerhin eine der drei staatsdefinierenden Aufgaben, einfach immer weiter zu einer optionalen Sache zu verklären, beißt den Politikern heute in den Allerwertesten. Ich hoffe die windstille Pause ist noch lang genug.