Falk Dübbert

Ich war am Samstag zum Level1 Workshop nach Bad Harzburg gefahren. Technisch habe ich recht viel Ahung von Fahrrädern. Ich bin ja kein Fahrer sondern ein Schrauber. Überspitzt gesagt mache ich das mit dem Fahren nur, damit wieder was kaputt geht und ich es reparieren kann. Nein: Fahrradfahren ist schon ein großer Punkt in meinem Training und die jetzigen Umstellungen sind Teil des großen Programms mit einer dichten Folge drastischer Maßnahmen. Ich will mich vom gefühlskalten Berechner zum Erleber wandeln, aber ich kann mir keinen Cuba-Aufenthalt leisten und plane noch lange auf diesem Planeten zu wandeln. (11 Bonuspunkte für die, die diese Referenz entschlüsseln könnten.)

Außerdem soll das Mountainbike die Plattform für das Radtraining im Winter darstellen. Zumindest solange es halbwegs trocken bleibt und nicht absolut kalt ist.

IMG_3921Der Leon ST ist eigentlich ein bisschen klein für einen MTB-Transporter, aber 300km pro Weg Autobahn im Vitara mit Heckträger, der jeder Bodenwelle hinterherläuft und sich bei mehr als 120km/h deutlich über 15 Liter Superplus genehmigt hätte, hätten die Aktion zur drei-Tage-Nummer aufgeblasen.

Also habe ich den Montageständer, eine Tasche mit Werkzeug und mein Fully in einer etwas zu kleinen Fahrradtasche verpackt in den Leon gelegt und  bin am Samstag in aller Frühe losgefahren. (Die Notfalltasche ist immer im Auto und ihre Anwesenheit hat nichts zu bedeuten.) Für Bike-Transporte werde ich in Zukunft eine andere Lösung finden müssen. Insgesamt steht mir der Sinn mehr nach festen Koffern oder deutlich größeren Taschen mit Rollen, da "zu Hause" zumindest im kommenden Jahr wohl nicht nur ein räumlicher Begriff ist und ich einiges von meinem Inventar in einer "Cloud" aus Selfstorage-Lagern halten und meine Fahrräder mehr quer durch die Republik bewegen werde. Der Thule Roundtrip Transition sieht schon vielversprechend aus, aber irgendwie habe ich den Verdacht, dass er für ein 29er Fully immer noch zu klein sein wird und die kommenden 29er Enduros sind noch länger. Bei den 700 Flocken, die Fa. Thule dafür gerne hätte, kann ich mir aber keinen zweiten Schuss erlauben. 

IMG_2332Der Aufbruch um 05.30 war für mich schon unmenschlich, aber so war ich in drei Minuten durch den Tunnel und als alter Geizkragen bin ich (anfangs) mit Tempo 120 über die Autobahn geschlichen. Im zweiten Teil ab Hannover Garbsen habe ich mich entschieden doch richtig zu frühstücken und die Zeit dann wieder reingefahren. Die Menschenleere A7 lud auch ein bisschen zum Rasen ein. Also gab es Tempo 240 (lt. Tacho) und später bei Tempo 50 eine kleine Besichtigung der Stadt, in der ich das erste mal hochgefahren wurde.

Einige werden nun sich wundern, warum ich den Anfängerworkshop gebucht habe und mich zusammen mit Leuten, die nie auf einem MTB gesessen haben, die Behsicks und das 101 des Mountainbikings erlerne, wo ich doch schon Drops und andere Dinge fahre.

Das Problem, dass ich erkannt habe, ist aber, dass mir die falschen Basics eben nie ausgetrieben wurden und meine Fahrtechnik sich trotz viel Training nicht mehr entwickeln konnnte. Ich fing den Unterschied zwischen Anspruch und Möglichkeit dann mit einem für 2014er Verhältnisse und Norddeutschland viel zu Enduro-artigen Fahrrad auf. Habe also ein Struktur- und “Software”-Problem mit Hardware zugekippt. Damit habe ich mich auch über drei Jahre in der IT gerettet, indem ich eine verkorkste Datenbank auf Allflash-Storages legte, als es Allflash noch gar nicht gab. 

Nur ist das, wie in der IT, auf Dauer keine gute Idee.

Also bin ich zurück zu den Erstklässlern und musste feststellen, dass ich vieles flasch angegangen bin.

  • Meine Haltung auf dem Fahrrad ist falsch.
  • Bei der Pedalstellung bin ich sloppy.
  • Meine Kurventechnik limitiert mich.
  • Meine Blickführung bremst mich aus. 
  • Ich brauche nur einen Finger zum Bremsen und nehme trotzdem zwei. Genaugenommen könnten die  Bremsen mit den großen Scheiben mich auch mit einem Finger mit dem Gesicht voran in den Boden vor mir rammen.

IMG_3247Ich habe auch meine Deifizite im Gleichgewicht und der Koordination vor Augen geführt bekommen und werde später hier noch viel üben müssen. Der Workshop ging vom Kleinen ins Große und jeder konnte soviel mitnehmen, wie er wollte. Die einzige hohe Stufe in der Lernkurve war ein großer Stein mitten auf der Spur mit einem Geländer am Hang. Da war mir mein Kopf im Weg und ich nahm den Fuß auf den Boden.

IMG_0255Marcel, unser Guide, war echt geduldig mit uns, vor allem mit uns Hamburgern. Dass er die ganze Tour mit einer Bremse fuhr, zeigt mir aber, wie überlegen er fahrtechnisch im Vergleich mit den Schulungsteilnehmern ist.

Ich hatte beim Abschluss, einer Schussfahrt (Downhill), fast ein bisschen Probleme mein Enduro-AM-Fully bei der Geschwindigkeit auf dem Boden zu halten. Einmal bin ich sogar gesprungen, weil ein Absatz unter dem Laub mir einen gehörigen Kick ins Vorderrad gab. Ich merkte deutlich die Nachteile der kleinen 26”-Räder gegen über den 29er und sehr breiten 27,5ern, die mit erheblich weniger Luftdruck fahren konnten.

IMG_5802Meine Waden wurden dabei ordentlich hart, weil ich mit dem Sattel tief im Sattelrohr und den Füßen im Klick das erste mal ohne Möglichkeit die Beine zu entlasten länger unterwegs war. Anhalten hätte ein Unfallrisiko mit dem wenige Sekunden hinter mir nachfolgenden Fahrer bedeutet. 

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Danach merkte ich meine Schultern, denn soweit vorne auf dem MTB war ich noch nie unterwegs – schon gar nicht bergab. Zurück habe ich zwei Pausen eingelegt, weil ich erstens schon 12 Stunden auf den Beinen und zweitens von den Eindrücken und den Adrenalinkick am Ende des Workshops echt gefordert war. Aber jetzt habe ich den Harz entdeckt und die Harburger Berge und die Gegend um Stuttgart schau ich mir in den kommenden Wochen genauer an. Rentner-Erschrecken am Steilufer in Blankenese reicht ab jetzt nicht mehr aus.


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