Falk Dübbert

Die Telekom bricht die Umstellung auf VoIP ja nun übers Knie. Ob es Sinn macht, ein für die Sprachübertragung formuliertes Netz als Datenautobahn zu nutzen sei dahin gestellt, aber ich habe nun (wahrscheinlich) beruflich und auch privat mit diese Umstellung an der Backe. 

 

Zunächst mal der Featurevergleich:

Merkmal VoIP (Telekom) ISDN
HD-Voice
(Marke für die Verwendung des G.722 Codecs)
innerhalb des VoIP-Netz der Telekom und zu ausgewählten Mobiltelefonen seit 1988 egal wohin oder woher
Latenzen* Typischerweise 60ms bis 150ms 20ms fest
Anzahl Sprachkanäle Bei DSL mit 3 MBit/s
(zahle 16, nimm 3):  2 (dann darf auf der DSL-Leitung aber nichts los sein). Bei 250kBit Upload (ACKs für einen 2800kBit Download): 1
2
Kosten für Strom beim Kunden Der Zyxel-Router der Telekom verbraucht 21W. Einfache ISDN-Telefone: 0W, amtsgespeist
Verfügbarkeit
(2014)
97% (11 Tage mit wesentlichem Ausfall im Jahr) 99,99%
(1 von 100 Anschlüssen hat einen Tag Ausfall pro Jahr)
Rückruf bei Besetzt kann VoIP nicht seit 1994
Besetzt bei Besetzt abhängig vom Endgerät. In der Regel kann VoIP es nicht. seit 1988
Makeln, Rückfragen nur wenn die Geräte sich direkt sehen (STUN reicht nicht) seit 1988

wie man sieht lohnt sich der Umstieg so richtig… für die Telekom.  Die Latenzen* sind übrigens das Hauptproblem für alle pseudo-digitalen Verfahren wie Fax oder AFSK-Datenübertragungen von Hausnotrufen oder Patientenmonitoren. Denn auch nur geringstes Übersprechen im Analogteil des Empfängers haut ein brutales Echo mit der doppelten Ping-Laufzeit ins Signal, das auf der anderen Seite als Pegel-ist-da gewertet wird. Andersrum killt die Echounterdrückung gerne mal einen Fax-Zeilenträger, weil sie ihn für das Echo der vorherigen Zeile hält.

Nun zur Umstellung. Solange man mit der Leistung eines analogen Anschlusses zufrieden war und sein einziges analoges Telefon als einziges Gerät dann einfach in den von der Telekom gelieferten Zyxel 5501 (Business..) oder  Speedport W 724V einstecken will, ist alles gut.

Spannend wird es, wenn man auf Leistungsmerkmale eines ISDN-Anschlusses angewiesen ist, denn dann wird es aufwändiger.

Außerdem haben sowohl die bisherigen Speedport-Modelle als auch Zyxel nicht gerade den schönsten Track-Record was das schnelle Schließen von Sicherheitslücken angeht und beide Hersteller sind schon mal unangenehm durch security by obscurity aufgefallen. “So ein Masterpasswort für alle Geräte einer Modellgasse errät doch nie jemand…”.  
Hinzu kommt das einfach elementare Features fehlen. Bei beiden Modellen kann man beim mir vorliegenden Firmware-Stand den Port der Konfigurationsoberfläche nicht ändern. Einer der beiden ließ seine Oberfläche zum Beispiel gar nicht erst auf SSL-Verschlüsselung umstellen.

Cisco propagiert schon seit ewigen Zeiten Voip in einem eigenen Netz oder wenigstens VLAN zu führen. Ersteres macht die Netzgestaltung nicht einfacher und ist auch weit weg von “ein Kabel pro Person”.

Die IP-Telefone bei mir sind derzeit noch Cisco iPhone, SPA525G, 7960G und 7965G. Der Router hat einen  TFTP-Server. Direkt nach dem Booten bekommen die Telefone die aktuelle Konfiguration und ein Telefonbuch über den Kopf gehauen und  “verkrümeln” sich  darauf in das VLAN 100. Zumindest im Test-Betrieb klappt das.

In der späteren Bauphase übernimmt eine VM das Verteilen der Telefonkonfigurationen, weil der zukünftige Router keinen TFTP-Server mehr an Bord haben wird.
Die Wahl fiel übrigens auf die antiquierten Ciscos, weil diese erstens selbst mit Supportvertrag billig zu haben sind und zweitens, wenn man sich einmal auf ein paar Eigenheiten (Versuch nicht die Konfiguration zu verbiegen. Die Konfiguration gibt es gar nicht.) eingelassen hat, mit eigentlich jedem SIP-Provider laufen.
Das ebenfalls vorliegende Gigaset DX800A verweigert bisweilen hartnäckig den Dienst, selbst wenn es mit dem VLAN-Tagging gar nichts zu tun hat (Regel Nr. 62: “Kaufe nur von Herstellern, die auch Hersteller sind.”).

Momentan läuft der Telekom-Teil meines Anschlusses noch über ISDN und das ist auch gut so. Die Vorteile von ISDN aufgeben zu müssen erzeugt bei mir eine feste Faust in der Tasche, denn ich halte VoIP für den zweiten Preis, wenn man zwei zur Auswahl hat.

 

Mit dem Wegfall sehe ich allerdings den Preisaufschlag für magenta auch nicht mehr ein. Denn die neuen Vertragsbedingungen (Drosselungsmöglichkeit, im Servicefall Reaktionszeiten wie eine Wanderdüne, keine Aussage mehr über die Verfügbarkeit, kein Universaldienst) werfen mich hinter die örtlich verfügbaren Kabel- und Glasfaser-Provider zurück.