Falk Dübbert

Im Haus meiner Eltern wütet die Krankheit der 70er Jahre. Also, wenn man den Vertäfelungswahn mitrechnet mindestens zwei. Die akute ist aber die Fichtenpest. Bei der letzten Fällaktion konnten wir 7 Bäume entfernen, jetzt stehen noch 11 und dieses Jahr sollten und sollen drei davon fallen.
Zwei der Bäume standen leider ineinander verwachsen und hinter dem Haus, so dass sie mit normalen Hebebühnen nicht zu gänglich sind.

Bei 15m und 17m Höhe und und Preisen um 30,- € pro Meter fürs Abtragen in Klettertechnik plus Anfahrt und Häckslermiete waren die gewerblichen Anbieter schnell raus.

Vorbereitung Fähigkeiten:
  • Ich habe – wie schon erwähnt – 8kg abgenommen.
  • Ich habe mir die Klettertechnik mit Steigeisen zeigen lassen.

(Ich wollte eigentlich die letzten 8 Wochen im Fitnessstudio die Muskelpartien aufgebaut haben. Aber, wie wir alle wissen, wurde da nichts raus.)

Vorbereitung Material:
  • Ich habe meine Kletterausrüstung durchsortiert.
  • neuer Sitzgurt mit 3 Sicherungspunkten
  • HighCut-Kletterhelm mit Visier
  • ein neues Statikseil
  • ein “Gerüsthaken”
  • ein Aufstiegsseil
  • ein kurzes Sicherungsseil
  • zwei Hebeschlingen
  • zwei Gurtschlingen
Ausfälle:
  • Die lange Kettensäge hat immer noch ein Problem mit der Ölpumpe und ich werde sie selbst reparieren müssen. Da sie von der Leistung (3,5 PS) her exakt mit der „kurzen“ Säge gleich liegt und ein Schwertwechsel ggf. kein Problem ist, ist das aber nicht dringend. Allerdings könnten beide große Sägen (Stihl 30(0)er Klasse) etwas Liebe gebrauchen. Normalerweise ist der Kontakt mit Fichten das Todesurteil für eine Säge.
  • Das Mikrofon meines Gehörschutzes hat einen Kabelbruch. Eigentlich kein Ding, aber Spezialstecker, wasserdichter Verguss und Peltor-Preise bringen die Lösung in den kommenden Monat.
Positives:
  • Die Retevis RT24-PMR-Funkgeräte für 20,- pro Paar sind erstaunlich gut.
  • Die Idee einen Gerüsthaken am Arbeitsseil zu benutzen, hat sich sehr bewährt.
Sonstige Beobachtungen:
  • Während ich den “Schulbaum”, ein Konstrukt aus Balken mit einem einfach wechselbaren Stamm darin, recht bequem hochkam, machte mir die Fichte Probleme. Das Heranziehen des Oberkörpers ist meiner Ansicht nach der anstrengendste Part. Irgendwann bei 12m waren aber nicht nur die Arme lahm, sondern auch die Beine. Selbst das Ziehen der Dornen aus dem Holz wurde zum Problem.
  • Ich hatte trotz der absoluten Erschöpfung nie das Gefühl von Angst. Auch Höhenangst war kein Problem, obwohl ich das letzte vor 18 Monaten an einer Wand hing. 12m Baum sind was anderes als 50m Felswand aber ich hatte mit mehr Angst gerechnet. Auch Abrutschen war im Grunde kein Problem, weil ich mich die meiste Zeit ziemlich kurz gesichert habe.
  • Im Ergebnis muss ich wirklich an meiner Fitness und meinem Gewicht arbeiten.
    Diese Erkenntnis ist nicht neu aber so langsam kommt der Zug ins Rollen und ich muss sehen, dass ich noch aufspringe. Ich hoffte, dass das Gewicht von alleine die Richtung findet, wenn ich die Fitness in den Griff bekomme, aber mittlerweile muss ich Henne und Ei ins Auge fassen.
  • Man kann viele Techniken verlernen. Ich brauchte doch jeweils ein paar Sekunden um Spierenstich, Schmetterlingsknoten, Achtknoten, Steckachtknoten, Bulin etc. wieder sicher zu können und auch der Umgang mit HMS und Einhandkarabinerhaken war nicht blind.

Ich habe kein Video gedreht, weil mich die Kletterei mit zwei Sicherungen und einem Arbeitsseil schon komplett auslastete. Außerdem will ich niemanden, der keine grundlegenden Seiltechniken beherrscht, auf falsche Ideen bringen.